Wenn sich ein schweres Übergewicht nicht anders reduzieren lässt, wird immer häufiger zum Skalpell gegriffen. Nicht bloß, um den geltenden Schönheitsidealen zu entsprechen: Viele der übergewichtigen Frauen wünschen sich auch ein Kind. Und starkes Übergewicht ist nicht selten der Grund dafür, dass das Wunschkind auf sich warten lässt. Nach dem chirurgischen Eingriff geht das Körpergewicht zurück und die Chancen auf eine Schwangerschaft steigen. Auch Schwangerschaftskomplikationen wie Schwangerschaftsdiabetes und –hochdruck werden durch die Gewichtsveränderung seltener. Aber ist der verkleinerte Magen auch in der Lage, genügend Nährstoffe, Mineralien und Vitamine für Mutter und Kind zu verstoffwechseln?
Eine Gruppe belgischer Ärzte begleitete zwischen 2009 und 2011 insgesamt 54 schwangere Frauen, die sich einer Magenverkleinerung unterzogen hatten. Bei den Frauen waren unterschiedliche Operationsmethoden angewandt worden:
- restriktive Magenverkleinerungen (37%): typisches Beispiel ist der Einsatz eines Magenballons oder Magenbandes mit dem Ziel, die Nahrungsmenge zu reduzieren, die auf einmal aufgenommen werden kann
- Malabsorptions- oder Kombinationsverfahren (63%): ein Magenbypass oder Schlauchmagen sorgt dafür, dass nur ein Teil der aufgenommenen Nahrung verdaut werden kann.
Es wurde in jedem Trimester der Schwangerschaft einmal gemessen, wie sich die Mikronährstoffspiegel bei diesen Frauen veränderten. Dabei zeigte sich, dass die Frauen ein hohes Risiko für niedrige Mikronährstoffspiegel hatten, vor allem für die Vitamine A, B1 und Albumin.
Die meisten Mikronährstoffe gingen wie zu erwarten während der Schwangerschaft deutlich zurück. In den ersten drei Monaten nahmen die meisten Frauen ein Multivitaminpräparat (57,1%), im zweiten und dritten Trimester ein Nahrungsergänzungsmittel (69,4 und 73,5%) ein. Allerdings hatte die Einnahme offenbar keinen Einfluss auf den Mikronährstoffmangel: Das niedrige Niveau ließ sich trotzdem nur teilweise normalisieren. Das galt überraschenderweise für alle Operationsverfahren. In Studien, die nicht mit schwangeren Frauen durchgeführt worden waren, wurden Vitaminmängel eher nach Operationen im Malabsorptions- oder Kombinationsverfahren festgestellt.
Quelle:
Devlieger R, Guelinckx I, Jans G, Voets W, Vanholsbeke C, et al. (2014) Micronutrient Levels and Supplement Intake in Pregnancy after Bariatric Surgery: A Prospective Cohort Study. PLoS ONE 9(12): e114192. doi:10.1371/journal.pone.0114192
Ich finde es wirklich klasse, dass Sie sich all diese Mühe machen und die Informationen aufbereitet und diese uns mitteilt. Danke dafür.
Gruß Anna